Source:
Christina, Königinn von Schweden, und ihr Hof, volume 1, pages 178 to 183, by Wilhelm Heinrich Grauert, 1837; original at the Bavarian State Library
Kristina's letter to the Prince de Condé (written in 1646) is here:
His reply letter to her is here:
The account:
Grade um die Zeit, wo die Königinn diese beiden Männer hervorzog, den Grafen de la Gardie und Salvius, erhielt ihre Parthei, die man die Französische nennen kann, eine große Verstärkung durch den neuen Französischen Residenten in Stockholm, Chanut. Schon der frühere Französische Gesandte in Schweden, der Graf de la Thuillerie, genoß am Hofe großes Ansehn, besonders da er durch seine Klugheit und Vorsicht den Brömsebroer Frieden vorzüglich befördert hatte; Christina bewies ihm große Huld, und versicherte, sie wolle bei dem Bündnisse mit Frankreich fest beharren. Als um diese Zeit die Generalstaaten Miene machten, mit Spanien, dem Feinde Frankreichs, einen Vertrag zu schließen, und sich von der allgemeinen Allianz zurückzuziehen: wählte der Pariser Hof den genannten Grafen, um diesen Schritten entgegenzuarbeiten, und berief ihn aus Schweden ab. Um aber den diplomatischen Verkehr mit der Krone Schweden zu unterhalten, und von den dortigen Vorgängen Kenntniß zu bekommen, sollte in des Grafen Abwesenheit ein Stellvertreter mit dem niederen Range eines Residenten am Stockholmer Hofe bleiben; und dazu wählte man den Herrn Chanut, einen Verwandten und Zögling de la Thuillerie's, den schon Ludwig XIII. und Richelieu sehr geschätzt hatten. Er kam mit dem Grafen am Ende des Jahres 1645 in Stockholm an. Dieser Mann spielt in der Lebensgeschichte unserer Königinn eine so bedeutende Rolle, daß wir gleich hier auf seine Verhältnisse und Eigenthümlichkeit etwas näher eingehen müssen. Er war von nicht unansehnlicher Familie, widmete sich früh den Studien, machte darauf Reisen in Italien, Spanien, England und dem Norden Europa's, und sammelte einen Schatz von Kenntnissen: er kannte die Lateinische, Griechische und Hebräische Sprache in hohem Grade, und sprach sehr gut Italiänisch, Spanisch, Englisch und Schwedisch; mit den Sitten und Eigenthümlichkeiten der Länder, welche er bereiste, hatte er sich genau bekannt gemacht, vorzüglich aber zeichnete er sich in der Philosophie, worin er Schüler des Descartes war, in der Mathematik und Rechtsgelehrsamkeit aus. Dabei bewahrte er in dem Treiben der Welt einen reinen, edlen und frommen Sinn: nach seiner Rückkehr von den Reisen, an seinem 30ten Geburtstage, stellte er eine ernste Betrachtung über sein vergangenes und zukünftiges Leben an, und machte gleichsam einen Vertrag mit sich selbst, daß er von nun an mit aller Kraft der Seele zum Höhern anstreben, für seine Vervollkommnung wirken, die Welt und ihre Güter weder zu sehr lieben noch zu sehr verachten, all sein Dichten und Trachten auf sein höchstes Ziel richten wolle. Es spricht sich in der ganzen Art und Weise dieses Aufsatzes ein edles Gemüth und achtungswerther Charakter aus; und dieß Zeugniß wird ihm von Allen gegeben, die ihn näher gekannt haben: er war ruhig und mild, bieder und rechtlich, gegen seine Untergebenen sehr human, uneigennützig, ein treuer Freund, und daher allgemein geliebt; er besaß Festigkeit der Grundsätze und Stärke des Charakters, Herrschaft über seine Leidenschaften und wahre Religiösität, und vereinigte damit große Gewandtheit und Anmuth des Umganges; sein Geist war sehr wohl ausgebildet, und seine Tüchtigkeit für Staatsgeschäfte ausgezeichnet. Diese Vorzüge wurden noch erhöht durch eine große Bescheidenheit, so daß ein Französischer Minister sagte, Chanut gleiche einer Kornähre, die sich um so tiefer zur Erde beugt, je reicher sie an Körnern ist. Ludwig XIII. war ihm sehr gewogen; Richelieu nannte in einem Memoire drei Männer als besonders tauglich zum Staatsdienste, und unter diesen war Chanut der erste; auch Mazarin betrachtete ihn als einen Mann, der fähig wäre zu allen wichtigsten Geschäften; und der berühmte Kanzler Seguier hegte eine vorzügliche Freundschaft für ihn, und erklärte nach Chanut's Tode, er habe nie einen Menschen gekannt, dem mehr Mittel zu Gebote gestanden, sich zu bereichern und groß zu machen, und der sie ehrenvoller verschmäht, und nur nach dem Ruhme eines braven Dieners gestrebt habe; und der Kanzler Oxenstierna soll geäußert haben, wenn Chanut im alten Griechenland oder Rom gelebt hätte, so würde man seine Tugenden und Verdienste durch eine Statue geehrt haben. In dem reisen und kräftigen männlichen Alter von 44 Jahren kam er an den Schwedischen Hof. Und hier gewann er sehr schnell die Gunst der Königinn. Schon seine erste Audienz legte dazu den Grund. Christina antwortete auf seinen Vortrag sehr verbindlich, und sprach ihre große Werthschätzung des Königs und der Königinn Regentinn von Frankreich aus, ihre aufrichtige Freunde über das gute Einverständniß zwischen den beiden Kronen, und ihren angelegentlichsten Wunsch, dasselbe ungeschwächt erhalten zu sehen. Darauf überreichte Chanut ihr noch ein Schreiben von der Königinn Regentinn, mit der Versicherung, sie hege für Christina die größte Hochachtung, und trage das innigste Verlangen, mit ihr enge Freundschaft und Vertraulichkeit zu unterhalten. Diese erwiederte ihrerseits mit nicht minderer Verbindlichkeit. — Chanut's vorzügliche Eigenschaften, welche zu Christina's Charakter so vollkommen paßten, erwarben ihm in kurzer Zeit ihre Gunst in sehr hohem Grade, zumal, da sie ihrer Natur nach Alles mit großer Lebhaftigkeit zu ergreifen pflegte. Chanut aber wirkte nicht allein als treuer Gesandter ganz im Interesse Frankreichs, sondern er war auch darin ein wahrer Franzose, daß er für sein Land und Volk die größte Vorliebe und Begeisterung hegte, und nichts versäumte, was dessen Glanz in das hellste Licht zu stellen vermochte: es wird dieß im Verlaufe unserer Darstellung vielfältig hervortreten; einstweilen diene als Beleg sein Brief an Christina v. J. 1655. Ein Mann mit diesen Eigenschaften, bei einer Fürstinn von Christina's Individualität, mußte für die Parthei, welcher er sich anschloß, bald eine sehr feste und unerschütterliche Stütze werden.
Immer offener trat denn nun auch die Vorliebe Christina's für Frankreich, seine Nationalität, und seine ausgezeichneten Männer hervor: unter den Französischen Kriegshelden zog schon damals der Prinz von Conde (Enghien), der seine große Laufbahn um diese Zeit betrat, ihre besondere Aufmerksamkeit auf sich, und sie faßte für ihn eine Hochachtung, die sie stets bewahrt, und oft und glänzend an den Tag gelegt hat. Der Anfang ihrer Verbindung mit ihm fällt in diese Periode. Gegen die Zeit ihres Regierungsantrittes beginnt ein enger verbundenes und kräftigeres Zusammenwirken der Französischen Armee mit der Schwedischen: jene, unter Turenne, brachte dem Baierischen Heere solche Verluste bei, daß es die Rheingränzen den Franzosen überließ, und sich an den obern Neckar zurückzog; im folgenden Jahre (1645) während Torstenson in die Oesterreichischen Erblande vordrang, und Wien bedrohte, rückte Turenne durch Schwaben nach Franken. Ein beträchtlicher Verlust, bei Mergentheim, trübte den Glanz dieser Siege. Bald aber, durch ein Schwedisches und Hessisches Hülfscorps und durch den Prinzen Conde verstärkt, drang das Heer in Baiern ein: bei Nördlingen kam es zur Schlacht, worin der kaiserliche General Mercy mit einer bedeutenden Anzahl der Seinigen fiel, und das Schwedisch-Französische Heer nach dem blutigsten Gefechte das Schlachtfeld behauptete. Die Folge dieses Sieges war die Eroberung mehrerer wichtiger Plätze. Zu diesem Siege wünschte Christina dem Prinzen durch ein verbindliches Schreiben Glück, welches sie dem Grafen de la Gardie auftrug, der bald darauf zu seiner Gesandtschaft nach Frankreich abreiste. Sie bezeugt ihm darin die größte Hochachtung für seine ausgezeichneten Eigenschaften; sie versichert, das Glück ihrer eigenen Waffen habe nie größern Eindruck auf sie gemacht, als seine herrlichen Siege; und wenn er nichts Anderes gethan hätte, als mit so großer Tapferkeit die Manen ihrer Krieger bei Nördlingen zu rächen, so müßte sie für seinen Ruhm schon besondere Theilnahme empfinden; und diese würde bei ihr stets lebendig bleiben. Die Antwort des Prinzen war mit solcher Galanterie, in so ehrfurchtsvollen Ausdrücken und so geistreich geschrieben, daß er sich dadurch die Zuneigung der Königinn im höchsten Grade erwerben mußte: es ist ein wahres Muster Französischer Artigkeit. Er spricht von seinem Siege mit großer Bescheidenheit, schreibt ihn dem Glücke der Französischen und Schwedischen Waffen zu, und legt ihm nur Gewicht bei wegen der Zufriedenheit der Königinn; Gustav Adolf's Siege hätten ihm (Conde) freilich den Weg zu großen Erfolgen gebahnt; aber dieser sei unnachnahmlich, und nur er selbst könnte sein großes Werk vollenden; er für seine Person begnüge sich, eine Beleidigung gerächt zu haben, welche das Glück Gustav Adolf's Waffen nach seinem Tode zugefügt, und die es während seines Lebens nicht würde gewagt haben; er würde sich überglücklich schätzen, sein Leben für eine so herrliche Bestimmung zu opfern, wenn sein König es ihm gestattete; stets aber solle es seine stärkste Leidenschaft seyn, Ihrer Majestät seine unbegränzte Verehrung an den Tag zu legen. Auch dem Kardinal Mazarin wünschte sich Christina gefällig zu bezeigen. Da nun der Graf Abel de Servien, einer der beiden Französischen Gesandten beim Westfälischen Friedensschlusse, hoch in dessen Gunst stand, so machte sie ihm, mit einem artigen Schreiben, eine schöne antike Statue der Diana, in Bronze, zum Geschenk, welche von den Kennern sehr hoch geschätzt wurde.
English translation (my own):
Just at the time when the Queen brought forward these two men, Count de la Gardie and Salvius, her party, which one might call the French, received a significant boost from the new French resident in Stockholm, Chanut. The former French ambassador to Sweden, Count de la Thuilerie, already enjoyed great respect at court, especially as his prudence and foresight had significantly promoted the Peace of Brömsebro. Kristina showed him great favour and assured him that she would firmly adhere to the alliance with France.
When, at this time, the States General showed signs of concluding a treaty with Spain, France's enemy, and withdrawing from the general alliance, the court at Paris chose the aforementioned count to counteract these steps and recalled him from Sweden. In order to maintain diplomatic relations with the Crown of Sweden and to gain knowledge of the events there, a representative with the lower rank of resident was to remain at the Stockholm court in the count's absence. For this position, Monsieur Chanut was chosen, a relative and pupil of de la Thuilerie, whom Louis XIII and Richelieu had already held in high esteem. He arrived in Stockholm with the Count at the end of 1645.
This man plays such a significant role in the life of our Queen that we must delve into his circumstances and peculiarities in more detail here. He came from a not inconsiderable family, devoted himself to studies at an early age, then traveled in Italy, Spain, England and northern Europe, and amassed a wealth of knowledge. He had an excellent command of Latin, Greek, and Hebrew, and spoke Italian, Spanish, English, and Swedish very well. He had thoroughly familiarised himself with the customs and peculiarities of the countries he visited, but he excelled above all in philosophy, in which he was a student of Descartes, as well as in mathematics and legal scholarship.
At the same time, he maintained a pure, noble and pious spirit in the hustle and bustle of the world. After his return from his travels, on his 30th birthday, he seriously reflected on his past and future life and, as it were, made a pact with himself that from now on he would strive with all his soul's strength towards higher things, work for his perfection, neither love the world and its goods too much nor despise too much, and direct all his thoughts and efforts towards his highest goal.
The entire style and form of this essay expresses a noble spirit and a respectable character; and this testimony is given to him by all who knew him well: he was calm and mild, honest and upright, very humane towards his subordinates, unselfish, a loyal friend, and therefore universally loved. He possessed firmness of principle and strength of character, mastery over his passions and true religiosity, and combined with this great skill and grace of manners; his mind was very well developed, and his ability for state affairs was outstanding.
These virtues were further enhanced by his great modesty, so that a French minister said that Chanut resembled an ear of corn, which bends lower to the earth the richer it is in grain. Louis XIII was very fond of him. Richelieu, in a memoir, named three men as particularly suited to government service, and among these, Chanut was the first.
Mazarin, too, considered him a man capable of all important tasks; and the famous Chancellor Séguier maintained an excellent friendship for him, declaring after Chanut's death that he had never known a man who had more means at his disposal to enrich himself and make himself great, and who had more honourably spurned them, striving only for the fame of a good servant. And Chancellor Oxenstierna is said to have said that if Chanut had lived in ancient Greece or Rome, his virtues and merits would have been honoured with a statue.
At the age of 44, a traveler and a strong man, he arrived at the Swedish court. Here, he quickly won the Queen's favour. His very first audience laid the foundation for this. Kristina responded to his speech very cordially, expressing her great appreciation for the King and the Queen Regent of France, her sincere joy at the good understanding between the two Crowns, and her most earnest desire to see it maintained unimpaired. Chanut then presented her with a letter from the Queen Regent, assuring her that she held Kristina in the highest regard and expressed her deepest desire to maintain close friendship and confidence with her. She, in turn, responded with no less cordiality. —
Chanut's excellent qualities, which so perfectly suited Kristina's character, quickly won him her favour to a very high degree, especially since, by her very nature, she tended to grasp everything with great vigour. Chanut, however, not only acted as a loyal ambassador entirely in the interest of France, but he was also a true Frenchman in that he harboured the greatest fondness and enthusiasm for his country and people, neglecting nothing that could highlight their glory in the brightest light. This will become apparent in many ways in the course of our account; in the meantime, let his letter to Kristina from 1655 serve as evidence.
A man with these qualities, to a princess of Kristina's individuality, was bound to soon become a very firm and unshakable support for the party he joined.
Kristina's fondness for France, its nationality, and its distinguished men became increasingly apparent. Among the French war heroes, the Prince de Condé (Enghien), who began his great career around this time, attracted her particular attention, and she developed a respect for him that she always maintained and often and brilliantly demonstrated. The beginning of her relationship with him dates back to this period.
Towards the time of her accession to the throne, a closer and more vigorous collaboration began between the French and Swedish armies. The former, under Turenne, inflicted such losses on the Bavarian army that it abandoned the Rhine borders to the French and withdrew to the upper Neckar. In the following year (1645), while Torstensson advanced into the Austrian hereditary lands and threatened Vienna, Turenne advanced through Swabia into Franconia. A considerable loss at Mergentheim tarnished the splendour of these victories.
Soon, however, reinforced by a Swedish and Hessian auxiliary corps and by the Prince de Condé, the army penetrated into Bavaria. Near Nördlingen there was a battle in which the Imperial General Mercy fell with a significant number of his men, and the Swedish-French army held the battlefield after the bloodiest fighting.
The result of this victory was the conquest of several important places. Kristina congratulated the Prince on this victory in a cordial letter, which she entrusted to the Count de la Gardie, who soon afterward departed on his embassy to France. In it, she expressed her greatest respect for his outstanding qualities; she assured him that the fortunes of her own arms had never made a greater impression on her than his glorious victories; and if he had done nothing but avenge the blood of her warriors at Nördlingen with such great valour, she would certainly feel a special sympathy for his fame, and this sympathy would always remain with her.
The Prince's reply was written with such gallantry, in such respectful terms, and with such wit that he was bound to win the Queen's affection in the highest degree; it is a true model of French courtesy. He speaks of his victory with great modesty, attributing it to the good fortune of the French and Swedish arms, and only attaching importance to it because of the Queen's satisfaction. Gustav Adolf's victories had certainly paved the way for him (Condé) to great successes, but this was inimitable, and only he himself could complete his great work.
For his part, he was content to have avenged an insult which fortune had inflicted on Gustav Adolf's arms after his death, and which it would not have dared to commit during his lifetime. He would consider himself overjoyed to sacrifice his life for such a glorious purpose, if his King permitted him; but his greatest passion should always be to show his unconditional respect for Her Majesty.
Kristina also wished to show her favour to Cardinal Mazarin. Since Count Abel de Servien, one of the two French ambassadors at the Peace of Westphalia, was highly favoured, she gave him, in a polite letter, a beautiful antique statue of Diana, in bronze, which was very highly valued by connoisseurs.
Above: Kristina.
Note: I did not know until now that Chanut spoke so many foreign languages, let alone English and Swedish. I will have to remember to track down the original or previous source or sources for these facts sometime.
_-_Livrustkammaren_-_91525.tif.jpg)
No comments:
Post a Comment